Studiengang und berufliche Perspektiven
Der weiterbildende Master-Fernstudiengang Medizinische Informatik umfasst 4 Studienplansemester und 1 Mastersemester und schließt mit dem Titel Master of Science (M.Sc.) ab. Er ist das Ergebnis einer konsequenten Weiterentwicklung des seit 1996 bestehenden gleichnamigen Diplom-Aufbaustudiengangs, indem er kontinuierlich sowohl inhaltlich an die jeweiligen Markterfordernisse als auch didaktisch an die Bedürfnisse von Berufstätigen angepasst wurde. Er ist durch Beschluss des Akkreditierungsrats vom 26.01.2021 bis zum 30.09.2028 akkreditiert.
Parallel hierzu können Ärzt/e/innen einen Antrag auf Führung der Zusatzbezeichnung „Medizinische Informatik“ bei der zuständigen Ärztekammer (nicht: Bayerische Landesärztekammer) stellen, sofern die anderen Voraussetzungen der Weiterbildungsordnung der jeweiligen Ärztekammer erfüllt sind. Es wird sehr empfohlen, sich vorab mit der zuständigen Ärztekammer zwecks Anerkennung insbesondere des Praxisteils bzw. der Projektarbeit in Verbindung zu setzen.
Die Berufschancen sind sehr gut, denn
- die Medizininformatik spielt eine Schlüsselrolle in der Modernisierung des Gesundheitswesens,
- es gibt umfangreiche öffentliche Förderung (Beispiele: Medizininformatik-Inititative, gefördert durch das BMBF bzw. BMFTR mit einem Fördervolumen von 300 Mio. € von 2018 bis 2026; oder das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG))
- mit zunehmender Digitalisierung, KI-Einsatz und wachsenden Datenmengen steigen die Anforderungen – und damit auch die Karrieremöglichkeiten.
Zudem wird ein interdisziplinäres Wissen gefordert. D.h. überall, wo es um Digitalisierung und/oder digitale Projekte geht, an denen Mediziner/-innen und Informatiker-/innen beteiligt sind (oder sein sollten), nehmen Medizininformatiker/-innen wichtige vermittelnde Funktionen ein, da sie die Sprachen beider Disziplinen beherrschen.
Typische Tätigkeiten sind beispielsweise:
Krankenhausinformationssysteme (KIS)
- Entwicklung, Implementierung und Wartung von Informationssystemen zur digitalen Verwaltung medizinischer Daten (z. B. Patientenakten, Befundberichte, OP-Planung).
- Optimierung von Schnittstellen zwischen Abteilungen (z. B. Radiologie, Labor, Verwaltung).
- Sicherstellung von Datenschutz (DSGVO) und IT-Sicherheit im Klinikalltag.
Digitale Patientenakten & Dokumentation
- Gestaltung und Pflege elektronischer Patientenakten (EPA).
- Automatisierung der medizinischen Dokumentation.
- Integration strukturierter und unstrukturierter Daten aus verschiedenen Quellen (z. B. Wearables, Labordaten, Arztberichte).
Künstliche Intelligenz & Entscheidungsunterstützung
- Entwicklung von Algorithmen zur Diagnoseunterstützung, Risikobewertung oder Therapieplanung (z. B. Krebsfrüherkennung per Bildanalyse).
- Training von Machine-Learning-Modellen auf klinischen Daten.
- Zusammenarbeit mit medizinischen Fachkräften zur Interpretation der Ergebnisse.
Telemedizin & Mobile Health (mHealth)
- Entwicklung und Evaluation von Apps, Wearables und Plattformen zur Fernüberwachung (z. B. Blutzucker-Tracking, EKG per Smartphone).
- Implementierung sicherer Videokonferenzlösungen.
- Benutzerfreundliche Gestaltung (UX) medizinischer Anwendungen.
Bioinformatik & personalisierte Medizin
- Analyse von Genom- und Proteomdaten zur individuellen Therapieplanung.
- Entwicklung von Datenbanken für molekulare Diagnostik.
- Anwendung statistischer Verfahren zur Mustererkennung in großen biologischen Datensätzen.
Gesundheitsdatenanalyse & Epidemiologie
- Auswertung großer Gesundheitsdatensätze (Big Data) zur Erkennung von Trends, z. B. bei Krankheitsausbrüchen oder Versorgungslücken.
- Unterstützung von Public-Health-Initiativen durch Datenvisualisierung und -Interpretation.
- Arbeiten mit Daten aus Krankenkassen, Registern und Studien.
IT-Sicherheit & Datenschutz im Gesundheitswesen
- Umsetzung von Datenschutzrichtlinien in medizinischer Software.
- Risikoanalysen und Sicherheitskonzepte für IT-Infrastrukturen.
- Schulung von medizinischem Personal im sicheren Umgang mit IT-Systemen.
Studienkonzept
Die Studieninhalte werden in Selbststudienphasen mittels fernstudiendidaktisch aufbereiteter (Online)-Lehrmaterialien vermittelt und erarbeitet. Während der Selbststudienphasen finden sog. Web-Meetings (Virtual classroom) statt, in denen die Dozenten und Dozentinnen zu ausgewählten Themen Vorträge halten, Fragen beantworten bzw. mit den Studierenden diskutieren.
Die Lernplattform kann ebenso zum Austausch und für die Zusammenarbeit der Studierenden untereinander genutzt werden. Durch dieses zeitgemäße Blended-Learning-Konzept wird ein hohes Maß an zeitlicher und örtlicher Flexibilität gewährleistet, so dass diese Studienform insbesondere Berufstätigen eine qualifizierte Weiterbildung ermöglicht.